Der Fachkräfteservice SH, ein Projekt gefördert durch das Landesprogramm Arbeit 2021-2027 des Wirtschaftsministeriums und den ESF+, berät und unterstützt kostenfrei kleine und mittelständische Unternehmen in allen Belangen rund um die Fach- und Arbeitskräftesicherung, sowie bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. Ein Schwerpunkt ist die Migration von Fachkräften sowie die Einbindung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund.
Dazu gehört auch die stetige Fortbildung und Vernetzung mit anderen Akteuren in Schleswig-Holstein. So besuchte unsere Projektkoordinatorin Vivien Duntze Netzwerktreffen im Kreis Rendsburg-Eckernförde und Kreis Bad Segeberg. Darüber hinaus fand der zweite Web-Talk Fachkräfte des Fachkräfteservice SH in Kooperation mit dem Bildungswerk der Wirtschaft für Hamburg und Schleswig-Holstein e.V. zum Schwerpunkt Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund und Quereinsteiger:innen statt. Nick Zippel, Geschäftsführer von Sager & Deus, stellte die Unternehmensstrategie zur Gewinnung und Einstellung von Menschen mit Fluchthintergrund vor.
Zum Einstieg betonte Herr Zippel, dass Sager & Deus ohne die Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmer:innen nicht nur nicht gewachsen, sondern sogar geschrumpft wäre. „Wir sind früh neue Wege gegangen in der Gewinnung von Nachwuchskräften, haben Integrationsklassen und Flüchtlingsunterkünfte besucht und das Handwerk und unser Unternehmen vorgestellt. Mittlerweile läuft die Akquise überwiegend über Mundpropaganda. Wir haben das Nachwuchsproblem der kommenden Jahre für uns auf jeden Fall gelöst.“
Aber auch bei Sager & Deus lief nicht von Anfang an alles glatt. Damit deckten seine Aussagen sich mit anderen Erfahrungsberichten. Unternehmen und Beratungseinrichtungen beobachteten dieselben Herausforderungen in der Arbeitsintegration von Geflüchteten.
Sprachkenntnisse
Die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen wurde überall hervorgehoben. Der Zugang zum Arbeitsmarkt setzt voraus, dass neben der Alltagssprache auch die Fachsprache beherrscht wird, insbesondere in Berufen, die eine hohe Sicherheit benötigen (zum Beispiel im Umgang mit Maschinen oder Medikamenten). Gleichzeitig ist jedoch die Teilnahme an entsprechenden Sprachkursen sehr schwierig, da die Nachfrage das Angebot übersteigt, nebenberufliche Sprachkurse kaum und Angebote für Fachsprache gar nicht existieren. Das macht es teilweise unabdingbar für im Ausland ausgebildete Menschen, in Deutschland erneut die Ausbildung zu durchlaufen. Auch die Kosten von Sprachkursen und –prüfungen sind eine Hürde. In Kürze soll ein neues Pilotprojekt des UTS e.V. starten, welches arbeitsmarktliche Sprachtrainings anbietet. Interessierte können sich bei Simone Bleyer melden.
Bürokratie
Eine weitere, große Hürde liegt in den komplexen bürokratischen Strukturen. Dabei spielen regionale, nationale und europäische Vorgaben in den Prozess mit hinein, wodurch eine zu große Unübersichtlichkeit seitens der Unternehmen und Arbeitnehmenden bemängelt und Unsicherheit geschaffen wird. Dabei geht es beispielsweise um die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, die Unsicherheiten in der Dauer der Aufenthaltserlaubnis (insbesondere bei Geduldeten), die Vergleichbarkeit und Anerkennung von Abschlüssen und den Umgang mit Teil-Anerkennungen. Aber auch grundlegende Daseinsvorsorge kann ein Problem sein. So fällt die Wohnungssuche zunehmend schwer und die Mobilität ohne Führerschein oder eigenes Auto ist insbesondere bei Frauen mit Pflegepflichten eingeschränkt.
Beratung und Unterstützung
Mittlerweile gibt es zahlreiche Angebote, die Unternehmen und ausländische Arbeitssuchende unterstützen. Eine Auswahl finden Sie nachfolgend. Sollten Sie unsicher sein, wer Ihnen weiterhelfen kann, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!
Um Arbeitgeber bei dem Prozess der Einstellung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund zu unterstützen, können sich Unternehmen bei der Agentur für Arbeit an den Arbeitgeber-Service wenden. Auch zum Thema Anerkennung gibt es eine Beratungsstelle für Arbeitgeber. Die Seite Make It In Germany bietet viele Informationen zum Thema Arbeiten in Deutschland. Das Beratungsnetzwerk Alle an Bord! unterstützt Geflüchtete und Unternehmen bei der Arbeitsmarktintegration. Das Projekt wird vom Land Schleswig-Holstein im Rahmen des Landesprogramms Arbeit 2021-2027 sowie durch den ESF+ gefördert. Darüber hinaus können Projekte aus dem IQ-Netzwerk vor allem den Geflüchteten beratend zur Seite stehen. Für Frauen gibt es spezielle Angebote, zum Beispiel von Frau und Beruf oder dem Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V. Auch die Kammern beraten Betriebe zu Themen wie Anerkennung, Ausbildung und Spracherwerb. Melden Sie sich für eine Beratung bei der zuständigen Kammer in Ihrer Region.
Insbesondere für Kleinunternehmen ist es eine personelle Herausforderung, für die Personalakquise neue Wege zu gehen. Wir lassen Sie nicht allein! Melden Sie sich bei einem unserer Berater oder einer unserer Beraterinnen in Ihrer Region für mehr Informationen zu Förderprogrammen und Hilfestellungen.
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