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Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht, da muss man sich anpassen

Dienstag, 8. Februar 2022

Diana-Nadine Brammann – Geschäftsführerin der Nordsee Kollektiv GmbH – zeigt uns eine echte norddeutsche Innovation als Reaktion auf den Fachkräftemangel

Eine steife Nordsee-Brise begrüßt uns in Sankt-Peter-Ording. Der Empfang durch Frau Brammann von GmbH fällt dafür umso herzlicher aus. „Kommen Sie rein, es ist hier und da etwas unordentlich, aber so ist das in einem Crew-House.“ Sie führt uns durch den Flur, an der großen Wohnküche vorbei zur ersten Besonderheit: ihr eigenes Büro. Dieses befindet sich direkt bei den Mitarbeitenden, die Fr. Brammann betreut – mitten im Crew-House. Sie zeigt uns das Logo des Nordsee-Kollektiv an ihrer Bürowand, das eine Mitarbeiterin aus dem Beach Motel eigenhändig an die Wand gemalt hat und berichtet stolz vom Mitarbeiterhaus, eine der Besonderheiten des Nordsee-Kollektivs aus Sankt-Peter. Hier finden bis zu 19 Mitarbeitende in 16 Zimmern und einer 3er WG eine Unterkunft. Und: Der Fußweg zum Arbeitsplatz ist in den meisten Fällen denkbar kurz, drei der 5 Mitgliedsbetriebe liegen in unmittelbarer Nähe zum Haus.

Dann geht es auch schon durch den großen Küchen- und Wohnbereich zu einigen freien Zimmern. Eigenes Bad und gut 20 Quadratmeter für die persönliche Entfaltung, zusammen mit den gemeinsam genutzten Räumen erinnert hier nichts mehr an die frühere Unterbringung für Mitarbeitende aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe. Das Nordsee-Kollektiv setzt viel auf Attraktivität für die eigenen Mitarbeitenden: „Es muss ein Umdenken stattfinden. Früher wurden die Saisonkräfte ins Kabuff gesteckt und die haben das durchgezogen. Aber mittlerweile werden nicht nur weitgehend unbefristete Verträge vergeben, sondern Mitarbeiter wollen verständlicherweise, nicht nur einen schönen Arbeitsplatz, sondern auch entsprechend schön wohnen. „, sagt uns Fr. Brammann. Mit dem Crew-House begegnet die das Kollektiv der Wohnungsnot für das Personal vor Ort und ist weiterhin auf der Suche nach weiterem Wohnraum

Vor dem Begrüßungsschild des Crew-House: Diana-Nadine Brammann (links) von der Nordsee Kollektiv GmbH, Sophia Korbmacher und Matthias Nowc vom Projekt Fachkräfteservice SH.

Neben dem Crew-House bietet die Nordsee Kollektiv GmbH weitere Vorzüge für die Mitarbeitenden der fünf Mitgliederbetriebe. So können die Beschäftigten des Beach Motels, der Zweiten Heimat, des StrandGut Resorts des dii:ke Restaurants und des Restaurants Die Insel ein gemeinsames, neu errichtetes Fitness-Center nutzen – und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Dazu werden Weiterbildungen gefördert, sodass es mittlerweile hausinterne Fitnesstrainer für das gemeinsame Center gibt. „Es gibt auf ganz Eiderstedt kein Fitness Center – das nächste ist in Tönning oder Husum – entsprechend gut wird es angenommen“, berichtet Frau Brammann. Auch für das Onboarding bietet das Kollektiv Möglichkeiten: So können neue Mitarbeitende zunächst mehrere der beteiligten Unternehmen kennenlernt und sich so besser orientieren, bei welchem sie anheuern möchten. Dabei bleiben die Altgedienten nicht außen vor: Der Wechsel zwischen den Häusern ist weitgehend problemlos möglich, insbesondere um Entwicklungsperspektiven zu ermöglichen und das ohne Konsequenz und über einen einfachen Bewerbungsprozesses.

Die Rekrutierung soll in Zukunft verstärkt gemeinsam angegangen werden, dazu sucht das Nordsee Kollektiv aktuell Verstärkung. An den Schulen, Fachhochschulen und Universitäten ist das Kollektiv bereits aktiv und ein Schülerevent und diverse Praktika wurde ebenfalls umgesetzt, sodass mehrere interessierte Schüler und Schülerinnen, Studenten und Fachkräfte in die unterschiedlichen Berufe im Hotel- und Gastronomiebereich hineinschnuppern und ein Gefühl für die Häuser entwickeln konnten. Betreut wurden die Schüler:Innen und Studierenden zumeist durch andere Auszubildende und durch die geteilte Betreuung, so war dieses Event ohne großen Aufwand für die Unternehmen möglich. Geplant ist zudem eine App für die Mitarbeitenden aller Unternehmen, die die Kommunikation vereinfachen soll. Die beteiligten Unternehmen möchten durch die gemeinsame GmbH den Konkurrenzkampf um Fachkräfte reduzieren. Es geht nicht mehr darum, sich die besten Mitarbeitenden gegenseitig wegzuschnappen, sondern kooperativ Lösungen für den Fachkräftemangel zu finden. Damit bietet Sankt-Peter eine echte norddeutsche Innovation. Ausgezeichnet wurde das Nordsee-Kollektiv zudem bereits durch den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.

Doch es gibt auch klare Herausforderungen auf dem Weg. Von einer Herausforderung bei der Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität berichtet uns Fr. Brammann: „Man muss etwas investieren, aber sieht keine finanziellen Rewards im klassischen Sinn, erst mittelfristig oder im direkten Vergleich werden die Erfolge sichtbar.“ Es benötigt also eine gewisse Ausdauer für den Wandel. Aber aus Sicht von Fr. Brammann wird es nicht mehr anders gehen, denn „der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht, da muss man sich anpassen. Bei den Schülern ist das auch schon angekommen. Die wissen, man kann zu uns kommen und sich vorstellen, aber die wissen auch, dass man sich nur drehen muss, und man bekommt einen anderen Job.“ Das ganze Projekt soll dennoch möglichst schlank und unkompliziert ablaufen. Wichtig dabei ist auch der enge Kontakt der Betriebe untereinander und der Aufbau regionaler Netzwerke wie zur regionalen Fachkräfteberaterin Fr. Diana Wieben, die im Rahmen des kostenfreien Beratungsnetzwerks Fachkräftesicherung wertvollen Input lieferte.

Seit Januar ist das Nordsee Kollektiv gewachsen: „Wir haben 3 tolle Mitglieder dazubekommen. Die Wattjung GmbH, Das Hotel Urban Nature und das Gezeiten Hotel – alle in SPO ansässig und mit einer großen Bereitschaft ebenfalls in Ihre Mitarbeiter zu investieren und gemeinsame neue Wege zu gehen“, erklärt Fr. Brammann, „wir möchten als Nordsee Kollektiv über die Grenzen von SPO hinaus aufzeigen, dass wir uns hier für unsere Mitarbeiter einsetzen und wie attraktiv es ist, hier zu leben und zu arbeiten.“ Arbeitgeberattraktivität kann sehr unterschiedlich in Unternehmen ausgestaltet werden. Wichtig ist, dass Sie dies nicht unabhängig von Ihren Mitarbeitenden, sondern am besten gemeinsam umsetzen. Stellschrauben gibt es viele z.B. flexible Arbeitszeiten, Betriebsklima, Nachhaltigkeit, sinngebende Aufgaben, Gesundheitsangebote und auch Gehalt. Allerdings sind individuelle Maßnahmen für individuelle Unternehmen und Beschäftigte ein Muss – es gibt nicht die eine Lösung. Wenn Sie an Ihrer Attraktivität und Arbeitgebermarke arbeiten möchten, informieren Sie sich gerne auf unserer Webseite und vereinbaren Sie einen Termin mit dem Beratungsnetzwerk Fachkräftesicherung

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